Vielseitigkeit ist mehr als nur Jagd!


Voller Energie - Foto von Carmen Schad
Voller Energie - Foto von Carmen Schad

Der Weimaraner ist nicht nur äußerlich eine wahre Augenweide. 
Vor allem die jagdliche Einsatzfähigkeit des gewandten grauen Jägers ist Extraklasse.
Seit über 100 Jahren werden die vorzüglichen Jagdgebrauchshunde rein gezüchtet und ihre Anlagen stetig verbessert.
Kann ein solches Allround-Jagdtalent auch von Nichtjägern alternativ und auslastend beschäftigt werden?

Oder birgt die Haltung eines Jägers in Umschulung unüberschaubare Probleme für Hund und Mensch?
Bevor wir diese Frage beantworten, möchten wir zuerst den Ursprung dieses energischen Hundes beleuchten.


Ursprung

Der Ursprung der Rasse Weimaraner war schon immer ein sagenumwobenes Thema und gab und gibt nach gründlicher Forschung auch heut noch Anlass zu Spekulationen. Es konnten keine Registrierungen gefunden werden, die den Weg der Entwicklung des grauen Hundes eindeutig belegen können.
Die schöne Stadt Weimar- nahe  des Thüringer Waldes, hat dem Weimaraner seinen Namen gegeben.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit stand dort auch die Wiege der Rasse: der edle Graue wurde am grossherzoglichem Hof gehalten.
Der Weimaraner Vorstehhund tauchte erstmals im 19.Jahrhundert in dieser Gegend in einer Form auf, die sehr an den heutigen Weimaraner der jagdlichen Arbeitslinie erinnert.
Seine vielseitigen Jagdfähigkeiten, seine Kraft, Ausdauer und sein bemerkenswerter Charakter wurden damals und werden auch heute noch sehr geschätzt. Darüber hinaus wurden die Treue und Ergebenheit des Grauen gegenüber seinem Herrn gelobt. Zudem wurde vom Weimaraner erwartet, dass er seinen Herrn auch während der Jagd vor wilden Tieren verteidigte.

Die Adligen und Gutsbesitzer von Weimar waren begeisterte Jagdsportler und schossen grosse Mengen an Hochwild, wie Bären, Hirsche und Luchse und daher erwies sich der graue Hund für die ihm angedachten Aufgaben als äusserst nützlich. Sie verlangten einen Hund mit einer außergewöhnlichen Spurtreue, Schnelligkeit, Intelligenz, Mut und Beständigkeit und entwickelten durch diverse Zuchtprogramme die spezifischen Merkmale und Qualitäten des Weimaraners. 



Wahrscheinlich war es reiner Zufall, der die unverwechselbare graue Fellfarbe hervorgebracht hatte, die seitdem Kennzeichen der Rasse ist und die fortan im
Rassestandard als einziger Farbschlag des Weimaraners in Deutschland und allen FCI-Ländern akzeptiert wurde und bis heute wird. (Mehr zum Thema "Weimaranerfarbe" kann hier gelesen werden)

Der Adel kontrollierte das gesamte 19.Jahrhundert hindurch streng den Bestand und Verbleib der grauen Hunde. Um die Zukunft der Rasse zu sichern, wurde am 28. Juni 1897 der ”Verein zur Reinzucht des silbergrauen Weimaraner-Vorstehhundes” gegründet.
Der Beitritt zu diesem Verein war aber nur dem Adel, Gutsbesitzern, Förstern, bürgerlichen Jägern mit hohem Rang und solchen mit Beziehungen zu eben jenen erlaubt. Der Erwerb und die Zucht mit Weimaranern waren nur den Mitgliedern des Vereins gestattet.
Nur wenige Außenstehende wussten wirklich etwas über diese Rasse und es entwickelten sich schon bald Legenden über den großen grauen Jagdhund.
Im Laufe der Jahre wurden Typ und Temperament des Weimaraners verfeinert:
-in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Weimaraner von einem Hochwild-Jäger zu einem Niederwild-Allrounder verwandelt.
Auch heute noch ist der deutsche Weimaraner ein bemerkenswerter Jagdgebrauchshund mit herausragenden Jagdinstinkten und -qualitäten.
Daher muss unbedingt vor dem Erwerb eines Weimaraners aus jagdlicher Leistungszucht berücksichtigt werden, dass seine Raubzeug-, Mann- und Verteidigungsschärfe, nicht zu unterschätzen sind und seine ursprünglichen Instinkte noch immer sehr ausgeprägt sind.



Foto von Carmen Schad
Foto von Carmen Schad

Das 20. Jahrhundert

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der Weimaraner unter der deutschen Bevölkerung relativ unbekannt.
Im Jahre 1897 wurde der Weimaraner Klub mit dem ausdrücklichen Ziel des Schutzes und der Verbesserung der Rasse nach sehr strengen Richtlinien gegründet.
Die Verbreitung der Rasse war nicht Ziel des Klubs und daher war die Mitgliederzahl auch begrenzt.
Es war nur Mitgliedern gestattet, Weimaraner zu halten und zu züchten. Diese gaben sich äusserste Mühe zu vermeiden, dass jemand einen Weimaraner bekam, der die Rasse ausbeuten wollte oder den ausgeprägten Instinkten nicht gerecht werden würde.



Am 27. April 1935 wurde zum ersten Mal ein Rassestandard für den grauen Weimaraner in Zusammenarbeit von Ludwig von Merey von Kapos (tritt unter dem Synonym "Hegendorf" als Autor zahlreicher jagdlich relevanter Literatur auf), Otto Stockmeyer, Vorsitzende des Österreichischen Weimaraner Klubs und Robert A.D. Herber, Präsident des Deutschen Weimaraner Klub erstellt.
Herber züchtete Weimaraner unter dem Zwingernamen "Wulssriede" und wurde aufgrund seiner grossen Leidenschaft für seine bevorzugte Rasse auch häufig als "Vater des Weimaraners" bezeichnet.



Der Weimaraner reist nach Amerika

1928 importierte Howard Knight über seinen deutschen Freund Fritz Grossmann einen Rüden und eine Hündin, die jedoch unfruchtbar waren, in die USA.
Dennoch behielt Knight seine Hunde und führte sie jagdlich.
1929 wurde er mit Hilfe seines Freundes Grossmann der erste Amerikaner, der Mitglied im deutschen Weimaraner Klub werden durfte. Es wurden im Jahre 1938 vier weitere Weimaraner in die USA gesendet und während der nächsten 10 Jahre gewannen 36 Weimaraner Titel in Gehorsamsprüfungen.
Der Weimaraner wurde als Rasse 1942 vom American Kennel Club (AKC) anerkannt und im Jahr darauf wurde der amerikanische Weimaraner Club mit Howard Knight als Vorsitzendem gegründet.
Als der Weimaraner in den Nachkriegsjahren immer populärer wurde und der deutsche Weimaraner Klub Sorge ob der Qualität und des Standardes der Rasse hatte, wurde der Verkauf ins Ausland stark gedrosselt. In den USA erreichte die Registrierung im AKC 1957 mit 10.000 Weimaranern ihren Höhepunkt. Es war nicht verwunderlich, dass immer mehr Neuzüchter auf der Modewelle schwammen und die Gesundheit der Rasse stark litt. Zu viele Weimaraner hatten Wesensschwächen, gesundheitliche Probleme und entsprachen nicht im entferntestem dem Rassestandard. Gute und schlechte Welpen kamen in überforderte Hände, die nicht in der Lage waren, einen grossen, hochintelligenten Hund voller Jagdpassion zu halten.
Die Popularität des Weimaraners sank und in den späten 80iger Jahren waren nur noch 3.000 - 4.000 Weimaraner registriert. Auch heute gilt, wer sich einen Weimaraner zulegen möchte, sollte sich im Voraus eingehend mit seinem Wesen und den Bedürfnissen dieser speziellen Rasse vertraut machen.
Mehr über Blutslinien und den amerikanischen Weimaraner hier.


Temperament und Charakter des Weimaraners

Wasserpassion - Foto von Carmen Schad
Wasserpassion - Foto von Carmen Schad

Das Temperament, wie sollte es sein?
Temperament, was ist das eigentlich?
Es ist ein angeborenes Verhalten des Hundes, das ihn im Leben mit seinen Menschen, dem Rudel und der Umwelt reagieren und agieren lässt. Ganz wichtig, für die Prägung des jeweiligen Temperaments , das bei jedem Hund einzigartig ist, sind Faktoren wie Aufzucht, Sozialisierung des Junghundes , Auslastung und Beschäftigung, sowie die Art der Führung - besonders in den ersten 3 Lebensmonaten eines Jundhundes.

In dieser Zeit prägt sich das Temperament besonders stark. Es gibt aktive, devote, dominante, kämpferische, ängstliche oder apathische Temperamente, die sicher nicht zu den wirklich erwünschten Arten zählen.
Und es ist nicht das Ziel, dass Weimaraner diese Arten des Temperamentes im Übermass zeigen.
Der Hund, und damit meinen wir jeden Hund, sollte ein stabiles und gefestigtes Temperament besitzen, das ihm ermöglicht, mit uns, dem Menschen, mit anderen Hunden, und seiner Gesellschaft und Umwelt, zu leben und sich wohlzufühlen.
Der Weimaraner sollte ein gut gemischtes Temperament aus Selbstständigkeit, Führigkeit, Dominanz und Akzeptanz besitzen. Von ihm wird verlangt, eigens und selbstständig zu arbeiten, er muss sich vom Führer wegbewegen können, um die ihm gestellte Aufgabe zu meistern. Ein gut ausgeprägter Trieb ist wünschenswert, es muss aber gewährleistet sein, dass die Schwelle der Beisshemmung nach oben nicht überschritten wird.
Weimaraner sind Hunde, die durchaus zum Schutzdienst eingesetzt werden können. Er sollte in seiner Verwendung, wie wir sie wünschen, weder bei Provokationen nach vorn gehen und zubeißen, noch die Rute klemmen und den Rückzug antreten. Ein ängstlicher und nervöser, oder dominanter und unsicherer Hund ist nicht das gewünschte Ziel, sondern ein wesensfester, zuverlässiger, ruhiger und standhafter Begleiter.
Der Charakter:
Wir sehen den Weimaraner als zuverlässigen und liebevollen Familien und Begleithund, als selbstsicheren Jagdgebrauchshund, mit wachsamen und durchsetzungsfähigen Wesen, um sein Rudel, Haus und Hof beschützen zu können.
Der Weimaraner zählt sicher optisch zu den schönsten Hunderassen. Es ist eine elegante, außergewöhnliche und faszinierende Rasse, die aber auch einen eigenwilligen und besonderen Charakter mit sich bringt.
In seiner raumgreifenden Suche ist der Weimaraner ein eher selbständig arbeitender Gebrauchshund, der durch seine Führerbezogenheit jedoch immer ansprech- und lenkbar ist.
Er braucht eine konsequente und deutliche Führung, damit er lernt, sich unterzuordnen und anzuschließen.
Eine intelligente, selbstbewusste, sowie liebevolle und selbstsichere Hunderasse, hat man im Weimaraner definitiv gefunden. Konsequente, sensible und liebevolle Erziehung und Ausbildung, sind hier die Schlüsselwörter.
Führer und Hund werden ein unschlagbares Team, wenn Aufgaben klar gestellt und klar erfüllt werden. Ein festgelegter Rang im Rudel, und nicht ein Gegenstand, den man hervor holt, wenn man ihn braucht, das ist der Graue. Ein facettenreicher Charakter, bestehend aus Führerbezogenheit, Wildschärfe, extrem feiner Nase, sowie einem gewissen Schutztrieb. Er ist sehr verschmust und anhänglich, kinderlieb, sollte aber nie mit Kleinkindern unbeaufsichtigt gelassen werden. 


Weimaranerwelpe - Foto von Carmen Schad
Weimaranerwelpe - Foto von Carmen Schad

Lebensphasen des Weimaraners

Der Weimaraner durchlebt, wie jeder andere Hund auch, verschiedene Phasen in seinem Leben, die durch ”Meilensteine” gekennzeichnet werden.

Ganz allgemein gesprochen sind die Entwicklungsphasen des Hundes diese:
1) Die Vegetative Phase - (die ersten beiden Wochen nach der Geburt) Augen und Ohren sind geschlossen und der Geruchsinn unausgeprägt.
2) Die Übergangsphase - (3. Woche) Augen und Ohren öffnen sich und die Seh- und Hörfähigkeit tritt mit dem 17./18. Tag nach der Geburt ein.
3) Die Prägungs- oder Sensible Phase - (4. bis 7. Woche) Eine äußerst wichtige Phase im Leben des Weimaraners. Hier kommt es besonders auf den Züchter an, den Hund auf sein weiteres Leben vorzubereiten und die Weichen für die späteren Einsatzmöglichkeiten des Grauen zu stellen.
Was in dieser Phase versäumt wurde, ist später nicht wieder gutzumachen! Fehlender menschlicher Kontakt, mangelnde Reize durch Alltagslärm (Autos, Kindergeschrei, andere Tiere, Schüsse, Geräusche von Haushaltsgeräten und vieles mehr) und isolierte Haltung (evtl. in der Garage, Keller, Gartenhaus, Zwinger) lassen den Hund scheu und als Begleit- und Arbeitspartner unbrauchbar werden. Hunde, die aus solch unseriöser „Zucht“ stammen, bergen Probleme von ungeahnter Reichweite in sich. Daher sollte man sich sehr genau überlegen, Hunde aus solchen Zuchten zu kaufen.
Wer plant seinen Weimaraner im Rettungsdienst, beim Mantrailen oder bei der Jagd einzusetzen, sollte ein besonderes Augenmerk darauf legen, ob der Züchter in dieser Richtung eine Frühprägung durchführt.
Der frühzeitige Kontakt des Welpen mit diversen Untergründen (Wiese, Wald, Wasser, Sand, Beton), unebenem Gelände , Gesteins- und Holzhindernissen, erlegtem Wild und Schusslärm, jede Menge verschiedene Geruchs- und Sinneseindrücke prägen den jungen Grauen vorteilhaft und die ersten Schritte in die richtige Richtung sind getan. Ganz wichtig ist allerdings auch der menschliche Kontakt in dieser sensiblen Phase. Es reicht bei weitem nicht aus wenn der Welpe einmal am Tag einen Menschen sieht oder mit ihm Berührungskontakt hat.
Dasselbe gilt für Kontakte mit Artgenossen - Stichwort Sozialisierung!
Neben dem intensiven Kontakt zu Mutter und Wurfgeschwistern ist es ideal, wenn der Wurf andere Haustiere kennengelernt hat und auch fremde Hunde als „Erzieher“ agiert haben.
Je mehr Kontakt und Eindrücke der Welpe in den Wochen 4 bis 7 hat, desto besser ist er für sein Leben gerüstet.
Danach kommt es auf den Welpenkäufer an!
Eine weitere sehr wichtige Phase beginnt mit der Übernahme des Welpen.
4) Die Sozialisierungsphase, die 8. bis 12. Lebenswoche des Hundes, ist die zweitwichtigste Phase im Leben des Weimaraners.
Hier beginnt man mit der Erziehung des Hundes, denn alles was der kleine Vierbeiner in diesem Abschnitt lernt, wird sein gesamtes späteres Leben prägen…. Hier können/werden die meisten Fehler gemacht werden und genau diese Fehler sind es, mit denen der Weimaranerhalter später kämpfen muss. Weimaraner sozialisieren - Grundpfeiler oder Nebensache? Um die Antwort gleich vorwegzunehmen - ja, die Sozialisierung eines Weimaraners ist ein grundlegender Bestandteil seiner Erziehung zu einem soliden Mitglied unserer Gesellschaft.
Die Sozialisierung beschreibt die Heranführung an verschiedene Aspekte des sozialen Umfelds, in dem sich ein Individuum bewegt. Dies ist im Wesentlichen auf Mensch und Tier gleichermaßen anwendbar, denn auch wir sind sozialisierte Wesen, die gelernt haben, sich in unserer Umwelt zu bewegen.
Die Aspekte, auf die Ihr Weimaraner sozialisiert werden sollte, möchten wir nach den grundlegenden und den verwendungsspezifischen Aspekten klassifizieren. Die grundlegenden Aspekte umfassen neben dem Umgang mit Menschen und anderen Hunden auch die Gewöhnung an Straßenverkehr, öffentliche Verkehrsmittel, Autofahren, Aufzüge, etc.
Die verwendungsspezifischen Aspekte richten sich nach der Arbeit, für die der Hund vorgesehen ist. Hier können z.B. die Gewöhnung an Abbruchgebäude für Such- und Rettungshunde, die Heranführung an Wild und Jagdgeschehen oder auch die ersten Trails auf dem Programm stehen.
Die Hauptarbeit der Sozialisierung eines Hundes erfolgt in und nach der Prägungsphase. Womit der Züchter in der Prägungsphase begann, knüpft der neue Halter in der Sozialisierungsphase nahtlos an. Wird ein Weimaraner gut sozialisiert, so ist er in der Regel verträglich mit Menschen und anderen Hunden, hat in alltäglichen Situationen keine Angst und wird nicht durch Unsicherheit an der Arbeit gehindert. Wird die Sozialisierung jedoch nicht oder in unzureichendem Masse vorgenommen, so ist es sehr wahrscheinlich, dass der Hund ängstlich und/oder unsicher wird. Im harmlosesten Fall äußern sich Angst und Unsicherheit durch Zögern oder Vermeidung. Bei einem Weimaraner ist es jedoch sehr wahrscheinlich, dass Angst und Unsicherheit durch Aggression kompensiert werden um der vermeintlichen Gefahr zu begegnen. Unsozialisierte Weimaraner müssen oftmals ein Dasein an der Leine fristen, was die Frustration des Hundes fördert und so zu weiterer Aggression führen kann. Warum also sollten wir unseren Hunden eine gute Sozialisierung vorenthalten, die ihnen erlaubt sich als Mitglied unserer Gesellschaft zu integrieren und ihnen letztendlich so mehr Freiheiten zu Teil werden?
Bis hierhin ähneln sich im Allgemeinen die Entwicklungsphasen aller Haushunde, jedoch ist der sich spät entwickelnde graue Jagdhund nicht nur in seinem Äußeren speziell und anders.
Weitere Abschnitte seiner Entwicklung unterscheiden sich nicht nur in Länge und Intensität, sondern auch im Zeitpunkt des Eintritts von denen anderer Hunderassen. Einige Phasen erfordern sowohl intensive Aufmerksamkeit, als auch Erfahrung im Umgang mit Jagdhunden, liebevolle Konsequenz und nicht selten: sehr sehr viel Geduld. Nachdem der Welpe sein neues Zuhause erkundet und sich eingefunden hat, beginnt der Graue damit seine Grenzen auszutesten. Die bestmögliche Sozialisierung durch Halter und Züchter haben den jungen Weimaraner eine gesunde Psyche entwickeln lassen, auf welche er sich in der kommenden
5) Rang – und
6) Rudelordnungsphase stützen wird.
Der Junghund ist jetzt etwa 3 bis 7 Monate alt und beginnt damit seinen sozialen Platz unter Artgenossen und im heimischen Rudel zu finden. Mit etwa 8 Monaten entwickelt sich der Jagdtrieb des Grauen. Wenn der Grundgehorsam noch fehlt, kann diese Zeit der neuen Interessen des Weimaraners, eine ungeahnte Geduldsprobe für den Hundehalter werden. Aus dem blauäugigen Welpen hat sich ein triebiger Jungspund mit Jagdpassion entwickelt. Der Spätentwickler Weimaraner kommt im Gegensatz zu anderen Hunden erst mit etwa 16 Monaten in die Flegelphase. Jetzt gesellt sich zu dem bereits erwachten Jagdtrieb auch noch die für viele Halter anstrengende Zeit der
7) Pubertät hinzu.
Hündinnen werden das erste Mal läufig und junge Rüden werden zu Partylöwen, die wiedermal ihre Grenzen gesteckt bekommen müssen. Jetzt zeigt sich, wie viel die Hundeschule „Ihres Vertrauens“ und die konsequent ausgearbeiteten Hausaufgaben in Sachen Erziehung wirklich wert sind.
Mit etwa 3 Jahren darf man den erwachenden Schutztrieb des Weimaraners erwarten und bei Hunden aus der jagdlichen Leistungszucht in gewissen Fällen auch die aufblühende Mannschärfe, welche zwar aus dem Rassestandard gestrichen wurde, aber bei einigen Linien immer noch in den Genen schlummert. Der Weimaraner kann jetzt als Erwachsen bezeichnet werden und sein Charakter hat sich soweit stabilisiert. Selbstbewusste Weimaraner können noch einmal im fortgeschrittenen Alter von etwa 8 Jahren auffällig werden und besondere Aufmerksamkeit ihrer Halter fordern. Gerade Hunde mit Defiziten in der Sozialisierung können schwierig und beizeiten unberechenbar im Kontakt mit Artgenossen werden. Der Weimaraner ist ein sehr intelligenter Hund und Mängel in der Prägung, Sozialisierung und Erziehung werden sich im Laufe des Lebens immer wieder mit Intensität zeigen. Es bewährt sich also schon vor dem Kauf grundlegende Überlegungen anzustellen, woher das neue vierbeinige Mitglied der Familie kommen soll – ist der Züchter wirklich seriös und wird besonderer Wert auf die Prägungsphase gelegt? Die Zeit nach der Abholung des Welpen ist die wichtigste Phase für Hund und Halter. Hier gemachte Fehler wird man als Halter mit seinem Weimaraner immer und immer wieder bearbeiten müssen. Daher sollte überdacht werden, ob wirklich genügend Hundeerfahrung und Zeit vorhanden ist, um einem jungen, äußerst intelligenten Jagdhund gerade in den ersten 4 Wochen ungeteilte Aufmerksamkeit zu geben.
DENN – Der Weimaraner entwickelt bei Defiziten in Haltung und Erziehung seine ganz eigenen Strategien!


Muss man Jäger sein?

Foto von Carmen Schad
Foto von Carmen Schad

Nun zurück zur Frage: 
Muss man Jäger sein, um einem Weimaraner gerecht zu werden?
Nach dem ersten Einblick in Ursprung, Blutslinien, Weimaraner im Wandel der Zeit, Temperament und Erziehung des grauen Allrounders, Lebensphasen und Sozialisierung, ist es wichtig - bevor eine Entscheidung getroffen wird - kritisch zu betrachten, in welcher Lebensphase Sie selbst gerade stecken, was Sie von einem Lebensbegleiter für die nächsten 13-15 Jahre erwarten und was Sie dem Hund selbst bieten können. Sind Sie bereit, dem Weimaraner von Tag 1 an liebevolle und konsequente Erziehung und Sozialisierung zu geben, ihm ein sicheres Lager in Ihrem Zuhause (nicht im Zwinger!) zu gewähren und ihn jeden Tag mental und physisch optimal auszulasten?

Weimaranermenschen
Der Weimaraner gehört grundsätzlich in Hände, die das Zusammenspiel der physischen- und seelischen Eigenschaften fördern, sowie dem ererbten Jagdinstinkt, den der Weimaraner, als ein Vertreter der Vorstehhunderassen, von Natur aus mitbringt, gerecht werden können.
Der Weimaraner ist eine Hunderasse, die eine konsequente, liebevolle, artgerechte Führung, mit aktiver psychischer, sowie abwechslungsreicher mentaler Auslastung verlangt.
Der Graue ist ein Jagdhund, mit angewölftem Schutztrieb, ein Vorstehhund, der bei Jagden , mittlerweile auch im Einsatz bei der Polizei und der Armee, sowie im Hundesport hervorragende Dienste erbringt.
Sicherlich werden Weimaraner auch in adäquate Nichtjägerhände abgegeben, die sich darüber im Klaren sind, dass der Graue bei mangelnder Beschäftigung und Langeweile zum Albtraum seines Halters und seiner näheren Umgebung werden kann.
Der Weimaraner braucht im Zusammenleben mit seinen Menschen eine klare Rangordnung . Er sollte rechtzeitig eine liebevoll-konsequente Gehorsamsgrundausbildung durchlaufen, damit die Bindung zwischen Mensch und Hund gefestigt wird, eine Basis für das weitere Training und Aktivitäten mit dem Grauen geschaffen und die Intelligenz und der Arbeitswille des Junghundes gefördert wird .
Ein Weimaraner, der seine Passion, die Jagd nicht ausüben soll oder darf, braucht unbedingt eine möglichst gleichwertige Ersatzbeschäftigung. Fährtentraining, Mantrailing, Apportierübungen, viel Bewegung, die Auslauf und „Köpfchen“ vereint, sind nur ein paar der Übungen, mit denen man einen Weimaraner ebenfalls glücklich machen kann. Sorgen Sie in jedem Fall dafür, dass Ihr Weimaraner eine für ihn auslastende Aufgabe erhält. Er ist ein Gebrauchshund, ein Arbeitshund und er hat es verdient, diese für ihn "lebensnotwenige Luft zum Atmen" zu erhalten. Weimaraner sind treue Begleiter in vielen Lebenslagen, jeder von ihnen - ob aus Arbeits-, Dual- oder Formlinie - hat adäquate Arbeit, abwechslungsreiche Aktivität und gleichzeitig konsequenten und liebevollen Familienanschluss verdient.


Testen Sie sich selbst in unserem Weimaraner-Test

Apportierfreudig - Foto von Carmen Schad
Apportierfreudig - Foto von Carmen Schad







In unserem kleinen Weimaraner-Test erhalten Sie einige wichtige Informationen rund um den grauen Allrounder. 
Testen Sie sich einfach mal selbst.
Viel Vergnügen! (einfach auf das Bild unten klicken)