Der Vielseitiger Weimaraner e.V möchte zum Thema "Blau" einen Text aus dem Buch "Weimaraner" von Gila und Anton Fichtlmeier zitieren. 
Vorab allerdings noch ein paar Zeilen zu den Grundsätzen des VW e.V..
Die kynologische Idealbeschreibung einer Rasse wird als Rassestandard bezeichnet. Der FCI-Rassestandard Nr 99 wird im Ursprungsland des Weimaraners Deutschland vom Weimaraner Klub e.V. festgelegt und der VW e.V.  und die Züchter des VW e.V. erkennen diese Idealbeschreibung vollständig an.
Eine Zucht mit Blauen ist nach aktuellen Erkenntnissen des Weimaraner Klub e.V., nicht vereinbar mit der Reinzucht des vielseitigen Weimaraners und Verpaarungen mit Blauen und daraus gefallene Welpen werden daher weder von der FCI, vom VDH und auch nicht vom VW e.V. anerkannt. 
Die Zuchtordnung des VW e.V. richtet sich streng nach den Richtlinien der FCI.

Blau - die besondere Farbe des Weimaraners?


Die Farbvariante Blau

Erwähnenswert sind die bei uns in den letzten Jahren immer häufiger gesehenen Weimaraner in der sogenannten Farbe Blau. 

Bis heute wird sehr emotional diskutiert, ob diese Farbvarietät als ,,Blauer Weimaraner" anerkannt wird oder nicht. 

Die Stammelterntiere der blauen Weimaraner-Hunde, mit denen heute in Deutschland von noch wenigen Züchtern und häufig in Mischung blaue mit grauen Weimaranern gezüchtet werden, 

kommen hauptsächlich aus den USA. 

Die Farbe Blau war im ursprünglichen amerikanischen Standard von 1944 sogar erwähnt worden. 

Der erste dort eingeführte blaue Weimaraner "Cäsar von Gaiberg" (geboren Februar 1947, aus deutscher Zuchtlinie) wurde aus Deutschland in die USA eingeführt und als reinrassig anerkannt.

Foto von Mischa Schmitt
Foto von Mischa Schmitt

Die Nichtanerkennung der Farbe Blau

Der heute angegebene Standard des American Kennel Club (AKC) zur Fellfarbe des Weimaraners hat sich im Wesentlichen zu dem von 1943/44 nicht geändert. 

Nur wird heute explizit angesprochen: ,, ... Ein ausgesprochen blaues oder schwarzes Fell ist ein Ausschluss."

Der Deutsche Weimaraner Klub hat sich bisher immer generell gegen die Anerkennung der Farbe Blau ausgesprochen. 

So wurde 1970 die Frage des Weimaraner Club of America (WCA) nach Anerkennung der Farbvariante Blau vom Deutschen Weimaraner Klub ganz eindeutig abgelehnt und darauf hingewiesen, dass nicht beabsichtigt sei, bei der F.C.I. diesbezüglich einen Antrag zu stellen.

Auch 2008 wurde eine erneute Anfrage aus Johns Island US wieder abgelehnt, mit:   

,,...die Farbe Blau ist weder vom Deutschen Weimaraner Klub noch vom VDH oder der F.C.I. anerkannt, und diese Hunde sind auch nicht in Ausstellungen oder hundeähnlichen Eignungsprüfungen als reinrassige Weimaraner zugelassen."

Aktuell wird vom Deutschen Weimaraner Klub über DNA-Tests geprüft, inwieweit genetische Übereinstimmung bei blauen und grauen Weimaranern herrscht. 

Würde diese Farbvarietät anerkannt, könnte damit endlich eine kontrollierte Zucht und überwachte Auswahl bei den Paarungspartnern beginnen, 

was mit Sicherheit der Gesundheit und Leistung der Blauen zugute käme. Wie auch immer. 

In Exterieur und Wesen ist der Blaue dem Grauen näher als der Langhaar. 



Wie die Weimaraner Fellfarbe entsteht

Wussten Sie, dass die Grundfellfarbe des Weimaraners durch ein farbbestimmendes Gen eigentlich Braun ist und die für unser Auge scheinbar graue Fellfarbe, 

die den Weimaraner von anderen Vorstehhunderassen unterscheidet, durch die Wirkung eines ,,Dilution-Gens" für ,,Blauverdünnung" zustande kommt? 

Das ist heute durch die Möglichkeiten der Genetik bekannt. Worüber also um 1900 im Zusammenhang mit der Fellfarbe noch gerätselt wurde, lässt sich heute wissenschaftlich untersuchen und erklären. 

Foto von Mischa Schmitt
Foto von Mischa Schmitt
Foto von Rieke Marx
Foto von Rieke Marx

Kleiner Exkurs in die Genetik

Ein kleiner Exkurs in die Genetik soll die Entstehung der Fellfarben Grau und Blau näherbringen. 

Die Fellfarbe eines Hundes wird durch das Zusammenspiel mehrerer Genloci bestimmt, 

die die Bildung und die Verteilung der beiden Hauptpigmente Schwarz und Rot/Gelb steuern. 

Dominante und rezessive Gene

Man unterscheidet dominante von rezessiven Allelen dadurch, dass das dominante Allel mit einem Grossbuchstaben und das rezessive mit einem Kleinbuchstaben bezeichnet wird. ,,B" ist also gegenüber ,,b", und ,,D" gegenüber ,,d'' dominant.


Das Farbe bestimmende Gen

Der B-Genlocus bestimmt die Grundfarbe. Das dominante ,,B" erzeugt eine schwarze, das rezessive ''b" eine braune Fellfarbe. Da diese Allele in Paaren vorkommen, kann ein Hund ,,BB", ,,Bb" oder ,,bb" haben. Interessant ist nun, dass bei ,,BB"-Individuen die Fellfarbe Schwarz ist und bei ,,bb" Schokoladenfarben. ,,Bb"-Hunde sind auch schwarz, weil das dominierende ,,B" das rezessive ,,b" überschreibt. Das ,,b" ist zwar vorhanden, im Phänotyp (Erscheinungsbild) des Hundes erst einmal aber nicht sichtbar. Das rezessive Allel wird auch an die Nachkommen des Hundes weitergegeben, wo es irgendwann in Form einer ,,bb"-Kombination wieder ,,sichtbar" werden kann.

Intensität der Fellfarbe

Blauer Weimaraner - Foto von Rieke Marx
Blauer Weimaraner - Foto von Rieke Marx

Der D-Genlocus wiederum kontrolliert die Verdünnung der Fellfarbe.
Die graue Fellfarbe, die den Weimaraner von anderen Vorstehhunderassen unterscheidet, kommt durch die Wirkung dieses ,,Dilution-Gens" für  ,,Blauverdünnung" zustande, das von Little und Jones 1919 das Buchstabensymbol ,,D" erhalten hat.
Das dominante ,,D" verursacht eine volle Pigmentierung, wohingegen das rezessive ,,d" eine abgeschwächte Pigmentierung bewirkt.
Weil ,,D" dominant ist, würde es bei den Verbindungen ,,Dd" oder ,,DD" zu keiner Verdünnung der Pigmentierung kommen.
Diese beiden Allele bewirken an sich keine Farbe, sondern sie beeinflussen nur die Intensität der Farbe, die durch andere Genloci wie zum Beispiel ,,BB" und Bb" =Schwarz oder ,,bb" = Braun gebildet werden.

Blau oder Grau

Grauer Weimaraner - Foto von Susanne Hellmig
Grauer Weimaraner - Foto von Susanne Hellmig

Bildet ein Hund braunes Pigment (,,bb"), so bewirkt der Dilutionsfaktor ,,dd" die charakteristische Weimaraner-Farbe, die Little 1957 als ,,Silberrehfarbe'' bezeichnet hat. Ein Hund, der schwarzes Pigment bildet (,,BB" oder  ,,Bb"), erscheint unter der Wirkung des Verdünnungsfaktors ,,dd" blau wie zum Beispiel blaue Weimaraner, blaue Doggen, blaue Whippets oder Silberpudel. Es wird allgemein akzeptiert, dass alle Weimaraner vom Typ ,,dd" sind, das heisst, alle Weimaraner-Fellfarben sind verdünnt und nie völlig pigmentiert. So verändert der ,,dd" Verdünnungseffekt die ,,bb"-Schokoladenfarbe in ein helleres Braun, das wir Weimaranergrau nennen, und lässt die ,,BB"- bzw. ,,Bb"-bedingte schwarze Farbe durch die Pigmentverdünnung als Blautonung erscheinen.

Hell oder dunkel

Die Verdünnung der Grundfarbe kann graduell sein und dabei einige Hunde heller machen als andere. Einige sogenannte blaue Weimaraner können zum Beispiel so hell sein, dass sie grau scheinen.

Erinnern wir uns: Der Unterschied zwischen Blau und Grau bei den Weimaranern ist die Grundfellfarbe und nicht der Grad der Verdünnung. So kann ein sehr stark verdünntes Blau viel heller sein als das sogenannte Mausgrau.

Dieser Text ist ein Auszug aus dem Buch "Weimaraner" von Gila und Anton Fichtlmeier. Dem Vieseitiger Weimaraner e.V. wurde eine freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung dieses Textes auf unserer Webseite durch Anton Fichtlmeier erteilt. Kopieren des Textes ist nur erlaubt, wenn eine ausdrückliche Genehmigung der Autoren vorliegt.
Zuwiderhandlungen haben rechtliche Konsequenzen zur Folge.

Foto von Jeannette Rauschert
Foto von Jeannette Rauschert



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